Verbote im Ayurveda – Und was ist erlaubt?
Im Ayurveda ist alles erlaubt und es gibt keine Verbote! Was ist an dieser Aussage dran und ist wirklich alles erlaubt? Obwohl das immer wieder gesagt wird finden wir in Büchern oder auf Blogs ziemlich viele Beschreibungen davon wie eine ayurvedische Ernährung aussieht.
Besonders wenn Menschen eine Erkrankung haben, Medikamente oder Ernährungsempfehlungen nicht weiterhelfen, kommen sie zum Ayurveda. “Da darf man doch alles und wird wieder gesund.”
Die Basis jeden Menschen ist eine andere
Ayurveda sieht jeden Menschen als Individuum mit den unterschiedlichsten Neigungen und Vorlieben. Es gibt unzählige Nahrungsmittel und sie sind alle gesund. Für den einen mehr und für den anderen weniger. Damit ist im Ayurveda gemeint, dass bestimmte Nahrungsmittel besonders unterstützend sein können, weil diese gerade gebraucht werden, um alle Dhatus (Körpergewebe) zu nähren, dem Körper alle Nährstoffe zu geben, die gebraucht werden und Agni (Verdauungsfeuer) zum brennen zu bringen und der Stoffwechsel optimal funktioniert.
Jedoch ist die Basis bei jeder Person unterschiedlich. Das Agni kann stark und ausgeglichen brennen oder zu stark oder zu schwach sein. Eine Person kann nicht schwanger werden und hat eine Thematik in ihren Shukra Dhatu (Fotpflanzungsgewebe) und eine andere hat gerade ein Knochenbruch oder Osteoporose – hier wäre ein anderes Gewebe betroffen, nämlich das Asti Dhatu (Knochengewebe). Brauchen diese Menschen alle dasselbe? Wahrscheinlich nicht. Die Jahreszeit wirkt sich auch auf den Körper und das Essverhalten aus. Jeder hat also einen anderen Schwerpunkt.
Warum ist Ayurveda so locker?
Im Ayurveda spielt die Ausgeglichenheit eine wichtige Rolle. Koche ich ein scharfes Gericht, dass das Pitta Dosha erhöhen würde, kann ich es mit bestimmten Gewürzen und Nahrungsmitteln ausgleichen, damit die Schärfe nicht zu extrem wird und ich es dennoch essen kann. Koche ich ein Gericht, das sehr trocken ist, das das Vata Dosha erhöhen würde, kann ich es mit flüssigen oder cremigen Komponenten ausgleichen.
Die Kunst liegt darin, vieles auszugleichen, ohne dabei verzichten zu müssen! Aber gilt das für jeden? Denn im Ayurveda spielt Natürlichkeit eine Rolle – wir könnten auch sagen “clean eating”. Die Nahrung sollte so natürlich und unbehandelt wie nur möglich sein. Hochverarbeitete Nahrungsmittel oder Essen aus der Dose sollten gar nicht bis selten gegessen werden. Sie entsprechen einfach nicht der natürlichen Lebensweise, die der Ayurveda vorgibt. Du bist Natur, also nimm auch Natur auf!
Die ayurvedische Ernährung sollte so ausgerichtet sein, dass sie dir alles gibt, was du brauchst: Energie, Genuss, Nährung, und du solltest rund um versorgt sein und dich auch so fühlen. Es geht darum, deiner wahren Natur immer ein Stück näher zu kommen. So findest du ein natürliches und instinktives Essverhalten. In so einem Zustand – verbunden mit dir und deinem Körper, wirst du nicht das Gefühl von Verzicht haben. Du isst nur das, was dir schmeckt und dir gut tut. Dabei lernst du deine Körpersignale besser kennen und weißt auch, wann es an der Zeit ist “Ausnahmen” zu machen. Denn diese sind auch erlaubt – solange du damit umgehen kannst und wieder in deine Balance kommst.
Fleisch
Fleisch ist übrigens (wie alles andere) auch nicht verboten. Manchmal wird es sogar empfohlen und manchmal wird davon abgeraten. Hier kommt es drauf an, ob es gerade wirklich der Gesundheit dienlich ist oder nicht und in welchem Umfang. Auch die Art der Zubereitung spielt eine Rolle. Ein Stück Fleisch, zubereitet mit anderen gesunden Nahrungsmitteln kann sehr gesund sein, wenn dein Agni auch damit klar kommt. Ist es aber konventionelles Fleisch, dazu mit anderen hochverarbeiteten Nahrungsmitteln gekocht und wird Alkohol dazu getrunken, wird es sehr wahrscheinlich ungesünder sein. Ayurveda kann natürlich auch vegan sein oder du hast eine andere Ernährungsform, die du gerne damit kombinieren möchtest.
Was “alles essen” nicht bedeutet
Es ist kein Freiheitsschein wirklich alles, also auch ungesunde Nahrungsmittel, oft zu essen. Denn wenn es keine Verbote gibt, könnte doch jeder eine Tafel Schokolade täglich essen. Zum Frühstück Speck, Eier und Brötchen und Abends Burger und Pommes. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange es wirklich selten ist. Ayurveda lehrt auch, was der Maß aller Dinge ist. Ausnahmen sind vor allem für Menschen gedacht, die mehr in ihrer Dosha Balance sind. Denn sie können diese Ausnahmen besser vertragen und sie werden dadurch auch nicht langfristig in eine Dysbalance gebracht. Menschen, die chronisch krank sind, Verdauungsbeschwerden haben oder andere Krankheitsbilder, sollten sich für eine gewisse Zeit strikter an ayurvedische Empfehlungen halten, damit sie überhaupt in der Lage sind in ihr Dosha Gleichgewicht zu kommen. Dies kann paar Tage, Wochen, Monate oder Jahre dauern. Hier darfst du dir Unterstützung holen und dich professionell ayurvedisch beraten lassen.
Gibt es nun Verbote?
Im Prinzip nein. Aber es kann manchmal sinnvoll sein trotzdem auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten, um ein besseres und schnelleres Dosha Gleichgewicht zu bekommen. Hier ist es ratsam sich nicht zu stressen und es wirklich zu tun, wenn man es kann und wirklich will. Je mehr du in einem Gleichgewicht bist, desto mehr hast du auch das Bedürfnis dich so zu ernähren, wie es dir gut tut. Ich esse z.B. extrem selten zuckerhaltige Nahrungsmittel (auch keine Süßigkeiten) und esse auch so gut wie nie Zwischenmahlzeiten. Das hätte ich mir früher überhaupt nicht vorstellen können. Ich habe das nicht geplant oder es mir vorgenommen, sondern es hat sich einfach irgendwann so ergeben. Ayurveda lehrt dich mehr in deiner Mitte zu sein und auf dich zu hören, ohne, dass du verzichten musst und genießen kannst!